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Der Menschenzoo von Sankt Kilda...


Am 29. August 1930 verließen die letzten Sankt Kildaner (sie waren nur noch 36, Alte und Kinder) die Inseln vom Ende der Welt, um nach Schottland überzusiedeln. Die Gemeinschaft hatte sich durch die Emigration der jungen Leute verkleinert (die in die Städte auf den Kontinent oder nach Amerika bzw. nach Australien gegangen waren) und war ferner durch die Missionare, die Ethnologen, die schottischen Siedler, die Philanthropen jeder Art, durchs Militär, durch erste Touristen auf der Suche nach anthropologischen Kuriositäten, sowie durch die ersten von den Besuchern importierten Epidemien, die einem Volk ohne Immunsystem schwer zusetzten und zuletzt durch ... den Spiegel dezimiert worden.

Zum ersten Mal in ihrer hundertjährigen, ja selbst tausendjährigen Geschichte schickten sie sich an, die Feuer in ihren Öfen ausgehen zu lassen, nachdem sie symbolisch eine Hand voll Hafer über den Boden gestreut hatten.

Sie ließen ebenfalls ihre alten Bibeln auf der Seite des Exodus aufgeschlagen, denn sie wussten, dass dieser Abschied etwas biblisches und definitives besaß.

Als sie auf dem schottischen Festland ankamen, unter dem Blick von Tausenden, bewaffnet mit Photoapparaten und Blitzen, fühlten sie sich plötzlich - so berichteten sie - wie in der Haut von Zooinsassen. Der Menschenzoo von Sankt Kilda auf dem Weg des Aussterbens.


1931 verkaufte der Clan des Mc Leod, Lehnsherr von Dunvegan und Besitzer von Sankt Kilda, die Inseln an die Marquise von Bute, die sie 1957 dem National Trust for Scotland schenkte. Sankt Kilda wurde ein Naturschutzgebiet, eine Art Nationalpark.


Kilda, ein Erbe der Menschheit...

Im gleichen Jahr hat das britische Verteidigungsministerium trotzdem ein paar Morgen Land gemietet, um dort Radarkuppeln und -schirme aufzustellen, die scheinbar einen Angriff von feindlichen Nuklearraketen verhindern sollten. Wir befanden uns in der Tat mitten im Kalten Krieg. Das Militär hätte fast alles dem Boden gleich gemacht, um die Organisation der Insel strategischer und funktioneller zu gestalten und richtete sich schließlich mit ihrer Langeweile, ihren Coca Cola Dosen und ihrer Jukebox, in den in der Village Bay aufgerichteten Wellblechbaracken ein.

Aber die Ölgesellschaften waren bereits in dieser geographischen Zone zur Stelle, und trugen sich mit dem Gedanken, die Gelegenheit zur Installierung ihrer Ausrüstung auf der Insel zu nutzen, in der Nähe ihrer neuen Bohrfelder. 1997 sind Lizenzen für die Ausbeutung des Meeresbodens auf einer Fläche von mehr als 57 000 Quadratkilometern für Nachforschungen nahe der Inselgruppe erteilt worden.

Es folgte 1998 eine sofortige Reaktion der Ökologen, Ornithologen und Greenpeace-Aktivisten, die eine Einschreibung der Inselgruppe in die Liste der bedrohten Gebiete des Menschheitserbes forderten. Schließlich ist Sankt Kilda nicht nur eines der außergewöhnlichsten Vogelgebiete auf diesem Teil der Erde, sondern es leben auch in den Gewässern rund um das Archipel noch eine Vielfalt von großen Meeressäugern, die vom Aussterben bedroht sind.


Tatsächlich ist Sankt Kilda heute von der UNESCO als Weltnaturerbe geschätzt, sowohl in Anbetracht dieser verschwundenen Zivilisation und der Stätten, die sie hinterlässt, als auch Angesichts der wunderbaren Vogel- und Seekolonien, die die Inselgruppe und die umliegenden Gewässer bevölkern.


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